Wir beginnen gleich mit der längsten Etappe hier im Baltikum, ungefähr 350 km sollen es werden. Dabei sind aber auch 100 km ‘Autobahn’ eingeplant. Zügig kommen wir aus Klaipėda heraus und fahren zuerst Richtung Südost. Hier ist alles flach und wenig bewaldet, die Straßen ziehen sich endlos gerade durch die Landschaft. Das wird bei Tempo 90 km/h, manchmal nur erlaubten 70 km/h schnell ermüdend.

Die Suche nach einer Raststation in Form eines Cafés oder einer Eisdiele, ja selbst einer Imbissbude ist hier erfolglos. Also bleibt nur, uns an dem mitgeführten Wasser zu laben und von einem Stücken Torte zu träumen.

Hinter Taurage wird die Landschaft durch Wälder bereichert, aber die Straßen bleiben wie Lineale ausgerichtet.

Am Ufer der Memel halten wir auf einem geteerten Parkplatz an und treffen die netten Schweizer wieder, die wir auf der Kurischen Nehrung getroffen haben. Sie geben uns einen köstlichen Kaffee aus. Sie wollen spätestens zum Weihnachtsfest wieder in ihrer Heimat sein, und wir haben jetzt erst Juni!

Als wir dann am Nachmittag die 300.000 Einwohner zählende Stadt Kaunas erreichen, versuchen wir hier unser Glück. Aber mir wird die Restaurantsuche im Stop-and-go-Verkehr der Stadt dann doch zu viel. Wir fahren auf die Autobahn und werden hier auch nach kurzer Zeit mit einer Raststation fündig.
Fazit: nicht lecker,  aber der Bauch knurrt nicht mehr!

Auch der Rest der Strecke ist nicht nach unserem Geschmack. Der Verkehr wird vor Vilnius immer dichter, aber irgendwann kommen wir doch ans Ziel.

Bernardino B&B House

Ziemlich abgekämpft finden wir nach einiger Sucherei das Holztor zum Hotelinnenhof. Nach 10 Minuten Wartezeit war die Rezeption dann besetzt und wir konnten den Zimmerschlüssel in Empfang nehmen.

Wir hatten eine kleine Wohnung mit Flur, zwei Schlafzimmern und nur einem Badezimmer. Dieses kleine Detail hatten wir alle bei der Buchung übersehen. Aber sei es drum, für 2 Nächte wird es schon gehen.

Die Wohnung ist spartanisch eingerichtet, und die Dusche hat nur einen sehr anhänglichen Vorhang. Nach den ersten 2 Duschen stand das komplette Bad unter Wasser, der Abfluss benötigt wohl eine Wartung, aber nicht von UNS!

Als wir am nächsten Morgen auf der Suche nach dem Frühstücksraum waren, teilte man uns mit, dass das Frühstück im Zimmer serviert wird. Es war das ungemütlichste Frühstück, das wir jemals hatten. Zum Glück war es so spartanisch, dass wir schon nach 10 Minuten fertig damit waren.

Vilnius

Obwohl ich viel über unser Hotel geschimpft habe, einen riesigen Vorteil hat es dennoch: die fantastische Lage mitten in der Altstadt von Vilnius. Man verlässt den Hof und steht ein paar hundert Meter später direkt vor der imposanten Annenkirche. Dann durchquert man Gässchen, in denen künstlerische Artefakte an den Wänden befestigt sind und stößt auf die Pilies gatve. Sie ist eine der schönsten Flaniermeilen in Vilniu’s Altstadt.

Kirchen und andere historische Gebäude bestimmen das Bild von Vilnius. In den Schaufenstern sind viele künstlerische Figürchen ausgestellt, die mir bisher noch nirgends untergekommen sind.

Auch an Einkehrmöglichkeiten der verschiedensten Kategorien herrscht hier kein Mangel. Endlich können wir uns wieder angemessen ernähren.

Republik Užupis

Wir haben schon viel von dem Künstlerkolonie Užupis gelesen, deshalb müssen wir es uns auch unbedingt anschauen. Die Republik Užupis ist an drei Seiten von Flüssen begrenzt, deshalb gelangt man über eine Brücke zu den Künstlern.

Direkt hinter der Brücke stärken wir uns mal wieder bei einem Süppchen in einem urigen Café. Dann geht es in die fantastische Welt der Republik Užupis.
Es gibt hier so viel Schönes und Skurriles zu sehen, mit den Fotos könnte man ein ganzes Buch füllen.

Wenn man über die Brücke in die Republik gelangt und der Straße folgt, kommt man auf einen kleinen Platz, über dem der Engel von Užupis schwebt. In der Gasse rechts kann man nach einigen Metern die Tafeln mit der Verfassung der Republik Užupis finden.

Nach einem tollen Abendessen machen wir uns noch zu einem kleinen Abendspaziergang auf. Auch in der Nacht bleibt Vilnius echt sehenswert.

Weiterfahrt nach Ignalina