Wir sind zurück im Baskenland und nicht nur die Städte haben wieder zwei Namen.
Am ersten Tag nach dem Blackout schleichen wir, hoffentlich zum letzten mal, mit den Mopeds und den letzten Millilitern Benzin zu einer Tankstelle. Juhu, die Pumpen gehen wieder und es wird vollgetankt. Außerdem bekommt das Motorrad von Werner eine Wellnessbehandlung bei dem ansässigen BMW – Dealer. Einmal Pediküre, denn die vordere Sohle ist arg abgenutzt. Am nächsten Tag wird es dann, wie versprochen, fertig.
Wir holen uns einen Stadtplan von der Touristeninformation und wandern entlang der vielen Spazierwege durch und um die Stadt. Echt schön hier.
Eine schöne Berg- und Talfahrt liegt heute wieder vor uns. Gut 160 Kilometer bei knapp 3 Stunden Fahrzeit prognostiziert uns “Kurviger”. Nach 20 Kilometern auf Bundesstraßenniveau biegen wir ab auf eine kleine Landstraße. Nun schraubt sich der Asphalt in vielen schönen Biegungen auf über 1000 Meter hoch. Immer wieder bieten sich tolle Ausblicke auf die weite Tiefebene unter uns.
Berg runter, Berg hoch, irgendwann fängt die Tankanzeige an zu quengeln. Also nächste Tanke angesteuert, was in den Bergen schon etwas dauern kann. Die Herrscherin der Säulen möchte anscheinend kein Geschäft mit uns machen. Wir verstehen nur nada, nix, niente, kaputt — was solls, in 20 Kilometern Entfernung sollen vier Tankstellen dicht beieinander stehen, da nehmen wir eine von!
Die erste der vier Tankstellen sieht gleich vielversprechend aus, super. Aber warum nur läuft der Zapfpistoliero mit wedelnden Armen auf uns zu? Aus dem broken Englisch plus broken listening reimen wir uns zusammen, heute wird das nix mehr mit dem Tanken in ganz Spanien und Portugal. Wobei Portugal uns ziemlich am … vorbeigeht. Es sind noch ca. 40 Kilometer nach Pamplona, im Display nervt die Reserveanzeige schon seit über 40 Kilometern.
Unser neuer Fahrmodus ist jetzt sailing. Wohnmobile sind keine Opfer mehr, sondern willkommene Windschattenspender. Bergab im 6ten Gang rollen lassen, langsam beschleunigen, was machen wir hier eigentlich?
Pamplona begrüßt uns mit einem dicken Stau, alle Ampeln sind ausgefallen. Zum Glück können wir unsere Motorräder dank unserer Sparfahrweise ja jetzt als Fahrräder einstufen und so auf dem Fahrradstreifen am Stau vorbeirollen.
Wir erreichen entnervt und durchgeschwitzt das Hotel mit 16 Kilometern Restreichweite im Tank.
Dort erfahren wir, dass es einen totalen Stromausfall auf der ganzen iberischen Halbinsel gibt. Die schlimmsten Begleiterscheinungen in Kürze: Das ganze Gepäck ohne Aufzug in die dritte Etage schleppen. Zimmer nur mit Rezeptionist öffnen, da Schlüssel nicht codiert werden können. Tiefgarage nicht nutzbar. Das Bier ist nicht kalt.
Wir haben wieder die Straßenkarte zu Rate gezogen und grün markierte Straßen nach Haro herausgesucht. Alle Wege führen durch Nationalparks und jeder bietet uns etwas Neues. Einmal bizarre Felsen, eine endlose Hochebene, am Fluss entlang – so schön, wir könnten wieder überall anhalten und endlos Fotos schießen. Leider macht uns der Regengott einen Strich durch die Fotografierechnung, es wird windig, fängt an zu regnen und das Thermometer sinkt auf 7 Grad. Echt ungemütlich, da will man gar nicht anhalten und den Helm abnehmen, sondern nur ankommen!
Das Hotel ist schnell gefunden und die Mopeds kriegen einen trockenen Platz in der Tiefgarage. Später in einer gemütlichen Weinbar trinken wir natürlich kein Bier, sondern Wein. Den Preis können wir gar nicht glauben: Ein Glas Rotwein 1,60 € und ein Weißwein 1 €. Da gibt’s gleich noch eine Runde.
Am nächsten Tag wandern wir entlang des Ebro in ein kleines Dorf und zurück geht es zwischen die Weinberge hindurch. Es ist immer noch recht kühl, aber wenigstens regnet es nicht und wir wissen ja, wo wir später günstig unseren Wanderdurst stillen können.
Wir verlassen das Meer – schade – aber dafür geht’s heute durch die Berge! Eine besonders schöne Strecke durch den Nationalpark Picos de Europa erwartet uns.
Die Kurven lassen nicht lange auf sich warten und die Straßen sind fast leer. Trotzdem kommen wir nicht schnell voran, denn es gibt einfach zu viele interessante Fotomotive. Wir wechseln die Führungskilometer des Öfteren mit einem schleichenden Holländer. Niederländer überholen, halten fürs Foto, er schleicht vorbei und das Spiel beginnt von vorne.
Aguilar de Campoo ist eine überschaubare Stadt mit einigen beeindruckenden Gebäuden. Am nächsten Tag sparen wir uns aber den geplanten Aufstieg zum Schloss und wandern stattdessen zum Stausee in der Nähe. Die Aussichten von der Staumauer auf die Berge sind atemberaubend und wir wissen gar nicht, welche Fotos wir nicht in die Galerie aufnehmen sollen, also ist sie diesmal etwas größer.
Man soll ja nicht “abfällig” über andere reden, wenn es aber zutrifft, darf man das schon. Das Tiefgaragen Monster von San Vincente grinst uns bei der Ankunft vor zwei Tagen mit einem derart schiefen Maul entgegen das Ruth gleich hin und weg war. Sie überläßt mir die Schlüssel von Rosi, weil sie glaubt, dass ich nichts mehr liebe als bei 15-prozentige Gefälle auf einer um 15 Grad nach links geneigten Fahrbahn einen Halbkreis zu fahren. Jetzt, bei der Ausfahrt zwei Tage später, darf ich nochmal mit Rosi fahren.
Einen großen Teil der Strecke von sage und schreibe 100 Kilometern begleiten wir den manchmal recht wilden Rio Casaño. Hier wird reichlich Kanu-Sport betrieben. Auch ein paar Anhöhen mit schönen Ausblicken liegen auf der Strecke. Da die Fahrbahn häufig noch nass vom Nachtregen ist und wir reichlich Zeit für den Katzensprung haben, wird heute gecruised.
Wir kommen fast zwei Stunden vor dem frühesten Check-in Termin an, aber das Zimmer ist bereits fertig und der nette Rezeptionist gibt uns die Schlüssel. Gleich hinter dem Hotel ist der Strand und die Sonne lädt uns förmlich auf einen Aperol Spritz ein.
Nach dem Frühstück am nächsten Tag wandern wir rauf zur Eremita de Guía, die man so wunderbar von Strand aus sehen kann. Von oben haben wir einen tollen Ausblick auf die Stadt und den Strand.
Ein Genuss der besonderen Art erwartet uns heute in einer Tapas-Bar in San Vicente. Aber zuvor können wir ohne jegliche Gegenwehr der Hoteltiefgarage entkommen. Unser Kampfgeist hat sich wohl schon bis Lekeitio herumgesprochen.
Leider werden wir nicht nur vom Tageslicht, sondern auch von einem leichten Regenschauer empfangen. Nach einer Viertelstunde versiegen die Tropfen und eine weitere Stunde später auch der rege Osterverkehr.
Wir haben nun die Sierra del Escudo de Cabuérniga erreicht, ihr wisst schon, endlose Kurvenfolgen, tolle Aussichten – und und und.
Nachdem wir in zermürbender Sucherei endlich das Apartment gefunden und unsere Ankunftszeremonien erledigt haben, geht es zum Essen.
Wir ordern ein Menü für zwei Personen, dazu gehört eine Flasche Cidre. Der Duft dieses Getränks erinnert mich so stark an Pferdepipi, dass ich nur mit angehaltenem Atem trinken kann. Ob der Geschmack auch meinem olfaktorischen Referenzprodukt entspricht, kann ich mangels Vergleichsmöglichkeit nicht sagen. Jedenfalls schmeckt er sauer wie ein Sack Zitronen. Austrinken tun wir die Flasche dennoch, aber nur wegen der Bikerehre.
Trotz Apartment wollen wir in der Stadt frühstücken, keiner hat Bock auf Hausarbeit. Danach wandern wir zum Leuchtturm, aber leider ist das letzte schönste Wegstück gesperrt.
Anschließend erklimmen wir die Treppen zur Iglesia de Ntra Sra de los Ángeles und gehen an dem Castillo del Rey vorbei. Ein Teil des Weges gehört zum Jakobsweg und wie wir von den Einheimischen wahrscheinlich sofort als Touristen erkannt werden, erkennen wir die Pilger an den Wanderschuhen und Stöcken, sowie Funktionskleidung und großem Rucksack, manchmal sogar geschmückt mit einer Jakobsmuschel.
Die Länder Italien und Spanien zählen ja wohl beide zu den südeuropäischen Ländern. Wenn man aber mal auf die Fahrweise der Einwohner schaut, könnte man denken, dass Italien mit seinen kreativen, von Verkehrsregeln völlig unbeeindruckten Mobilisten im südlichsten Zipfel der Welt läge. Spanische Autofahrer hingegen stammen wohl eher aus nordskandinavischen Regionen. Hier sind viele Autofahrer derart regelkonform, dass sie lieber in ihren Autos vergreisen anstatt eine durchgezogene Linie zu überfahren, um ein paar Radfahrer mit Abstand zu überholen. Nachdem wir ca. 10 Minuten im ersten Gang hinter so einer Truppe herzockeln, legen wir den Fahrmodus auf “italienisch” um. In drei Etappen ist die ganze Autoschlange geknackt und wir haben wieder freien Kurvengenuss. Die meisten Straßen sind in gutem Zustand und die Geraden waren beim Bau zum Glück nicht erhältlich, die haben bestimmt die Franzosen alle aufgekauft.
Am nächsten Tag können wir uns mal wieder reichlich Zeit lassen, das Wetter soll erst ab ca. 11:00 Uhr brauchbare Temperaturen abliefern. Die Frühstückssaison hat im gebuchten 4-Sterne-Hotel noch nicht begonnen, so ziehen wir uns ein paar belegte Brötchen in der angegliederten Bar.
Hinunter zum Meer sind es nur ein paar hundert Meter, dort führt uns dann der Weg “Ruta de la costa” ungefähr 3 km entlang der sehenswerten Küste. Da wir Ostersamstag haben, hat die Wanderung eher den Character einer Prozession, nur ohne Weihrauch. Als Weihrauchersatz gibt’s für uns ein Bierchen.
Unsere heutige Reiseetappe umfasst nur ca. 100 Kilometer, aber einchecken dürfen wir in unser neues Domizil erst ab 14:00 Uhr. Also lassen wir es gaaanz langsam angehen und starten letztendlich um 11:30 Uhr. Die Ankunft sollte also eine zeitliche Punktlandung werden.
Zuerst müssen wir uns jedoch dem Parkhausmonster stellen, wie ehemals Don Quichotte den Windmühlen. Das gefräßige Parkhaus will unsere Motorräder einfach nicht wieder ausspucken, die Hotelkarte wird kommentarlos ignoriert. Aber der beherzte Angriff unsererseits auf die Flanke der etwas kurz geratenen Schranke führt uns dann zum verdienten Erfolg. Obwohl das ausladende Gepäck von Rocinante (Rosi) uns fast den Sieg gekostet hätte.
Der Moloch San Sebastian verabschiedet uns ausgiebig mit einer guten halben Stunde Stop-and-go. Macht nix, die schier endlose Kurvenorgie der zweiten Etappenhälfte entschädigt uns komplett. Ohne den Verfranser im Zielort wäre uns die Punktlandung auch gelungen. Das Hotel aus dem Baujahr 1713 ist laut Kurviger in die Innenstadt umgezogen, Herr Google zeigt uns dann aber zum Glück den echten Standort des Hotels.
Wir essen im urgemütlichen Hotel ausgiebig zu Abend, angeboten werden einige baskische Gerichte, die uns beiden munden. Das Frühstück am nächsten Morgen bringt Ruths Augen zum Leuchten, es ist alles dabei, was ihr Feinschmeckerherz mag. Hinzu kommt, dass wir die Einzigen im rustikal eingerichteten Frühstückssaal sind.
Die anschließende Wanderung dürfen wir trotz triefendem Wetterbericht komplett trocken genießen. Vielen Dank an unsere Nachbarn, die angeblich mit ein paar Sonnentänzen auf Mallorca die Regenwolken vertrieben haben.
Heute Abend gehen wir runter zum Strand und wollen dort etwas essen, die Hotelkarte ist nämlich nicht so umfangreich.
Wir machen uns auf nach Spanien. Die Strecke beginnt langweilig, wieder gerade durch die Kiefernwälder, aber zum Schluss soll es durch die Berge gehen. Leider fängt es an zu regnen und wir finden den richtigen Abzweig nicht. Also den kürzesten Weg eingetippt und Berge Berge sein lassen.
Wir bekommen (oder besser, wir kaufen) einen Tiefgaragenplatz für unsere Mopeds und müssen gefühlt nochmals ganz durch die Stadt kurven. Die bebilderte Erklärung zeigt die Einfahrt und wir sollen unbedingt nebeneinander durch die Schranke fahren. Uff…
San Sebastián, mit baskischem Namen Donostia, begeistert uns auf Anhieb. Die Altstadt liegt direkt vor der Hoteltür und man verläuft sich in den vielen Gassen. Wir essen natürlich Tapas oder Pinxtos, die man sich hier an der Theke aussuchen kann.
Am nächsten Tag wandern wir zum Castillo de La Mota auf den Monte Urgull hinauf, wo die Aussicht fantastisch ist. Anschließend schauen wir uns noch die Kathedrale Buen Pastor an und schlendern am Fluss Urumea entlang zum Strand Zurriola, wo uns die Surfer ihre Kunststücke vorführen.
Am zweiten Tag machen wir eine Wanderung entlang der Strände La Choncha und Ondarreta. Dort gibt es eine sehr schöne Strandpromenade, die um die ganze Bucht bis zum Berg Igeldo führt.
Ganz am Ende gibt es eine Skulptur, die den Namen El Paine del Viento hat: Windkamm. Und windig ist es und kalt auch. Trotzdem gibt es einige unerschrockene Personen, die bei aktuell 11 °C in das kalte Wasser springen. Brrr…
Am Abend verschlägt es uns wieder in diverse Bars, die Auswahl ist riesig. Da es regnet, sitzen wir heute mal drinnen und auch dort gibt es viel zu entdecken.
Wir fahren bei strahlendem Sonnenschein los. Zuerst verwöhnt uns Kurviger mit einer richtig schönen Kurvenstrecke, so haben wir uns das schon lange mal wieder gewünscht.
Gut eingeschwungen durchqueren wir, nun auf langen Geraden, das Weinbaugebiet von Bergerac. So weit das Auge reicht: Weinstöcke, Weinstöcke und nochmals Weinstöcke. Wer soll das nur alles trinken und warum ist der Wein hier so teuer?
Anschließend wechselt die Landschaft und es geht durch Kiefernwälder, dann aber verschwinden die Bäume und es wird überall gelb. Da müssen wir doch mal anhalten und uns das genauer anschauen.
In Arcachon wartet ein schmuckes Hotel auf uns und endlich ist es da: das Meer!
Der nächste Tag beginnt leider mit Regen. Was nun? Den geplanten Ausflug zur Düne von Pilat setzen wir nicht um. Stattdessen setzen wir uns in ein gemütliches Café und essen lecker Kuchen. Bei trockenem Wetter inspirieren wir danach die Strandpromenade und anschließend das in den Touri-Prospekten angepriesene Villenviertel.
Ruth besteigt auch noch den Aussichtsturm Sainte-Cécile. Eine sehr wackelige Angelegenheit, da die Treppe nur an Seilen aufgehängt ist.
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